Herr Prof. Ahl, in Ihrem Panel ging es ganz plakativ um Energie. Das ist viel. Wie haben
Sie das eingegrenzt? Worum ging es im Detail? Und welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen
und hat das Publikum gewonnen? Also es ging um dezentrale Energiespeicherung. Das wurde
in zwei Vorträgen strapaziert. Einmal über ein neues System chemisch zu speichern, aber
dann auch über sogenannte Latentwärmespeicher in einem Vortrag aus Bayreuth. Dann wurde
das Thema diskutiert, wie kann ich so viele Erzeuger und Verbraucher überhaupt in den
Griff bekommen. Und da hat die Telekom einen interessanten Ansatz. Die Telekom ist verblüffenderweise
auf diesem Gebiet tätig und sie ist aber die Firma, die im jedem Jahr eine halbe Milliarde
Abrechnung an Kunden schickt. Das heißt, sie ist es gewohnt mit sehr vielen Kunden zu
hantieren. Und der letzte Vortrag ging nur um die ethischen Grundsätze der Energiewende.
Mein Kollege Dabrock hat also darüber referiert, welche ethischen Grenzen haben wir, welche
dürfen wir nicht überschreiten und wann ist es ethisch akzeptabel?
Der Energiekommissar der EU, Herr Oettinger, hat in seinem Eingangsreferat gesagt, Strom
sei eigentlich die einzige Form der Energie, die man nicht speichern kann. Mir sind da
zuallererst mal natürlich Batterien eingefallen. Sie haben sicherlich noch ganz andere Ideen,
wie man Energie nutzbar machen kann, ohne sie direkt in dem Moment anzuzapfen.
Strom an sich kann man tatsächlich überhaupt nicht speichern, wenn wir vielleicht Kondensatoren
auslassen. In der elektrochemischen Speicherung wird ja auch ein chemischer Prozess in Gang
gesetzt, der zur Speicherung führt. Bei der Ihnen bekannten Bleibatterie ist das Bleib
und zwei verschiedene Bleioxide. In dem Verfahren, was ich vorgeschlagen habe, wird ein Stoff
mit Wasserstoff zur Reaktion gebracht. Dann ist es ein zweiter Stoff, den kann man lagern,
so wie Diesel. In dem Moment, wo ich die Energie in Form von Wasserstoff brauche, kann ich
ihn über ein komplexes System wieder entladen. Ich bekomme den Wasserstoff zurück und mit
dem kann ich etwas machen. Beispielsweise kann man ihn verbrennen, man kann ihn in eine
Brennstoffzelle schicken, man kann ihn in eine Gasturbine schicken. Da haben wir sehr
viele Möglichkeiten. Aber es ist richtig, bis auf Kondensatoren kann ich elektrische
Energie eigentlich gar nicht speichern. Auch Batterien sind elektrochemische Speicher.
Und ich plädiere für chemische Speicher, weil elektrochemische Speicher sind nach
meiner Ansicht nur für kleine Mengen über kurze Zeiträume vernünftig. Große Mengen
über längere Zeiträume sollten chemische Speicher sein, wie wir sie kennen als Benzin,
als Öl, als Gas, als Kohle. Ist Energie das Thema der Zukunft schlechthin? Ich denke
ja. Es wird viel länger tragen als jedes andere Thema, weil wir haben noch keinen Königsweg.
Wir haben keine Königslösung. Wir werden uns davon nicht in zehn Jahren befreien können.
Es wird ein fortwährender Kampf um die beste Lösung werden. Es wird länger brauchen als
jeder andere Hype, den wir in der Uni auch erlebt haben. Insofern glaube ich, dass es
auch vernünftig war, dass unsere Uni den Studiengang Energietechnik aufgesetzt hat.
Der wird sicherlich ein Grundlagenstudiengang für sehr, sehr viele Jahre sein. Ich glaube,
der Präsident der Uni sieht das genauso. Die Energie ist etwas, was uns heute als Universität
Erlangen-Nürnberg auszeichnet.
Presenters
Prof. Dr. Wolfgang Arlt
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:04:08 Min
Aufnahmedatum
2012-07-20
Hochgeladen am
2012-08-02 10:11:36
Sprache
de-DE